Wahnsinn! Da hatte man mehr als sechs Wochen eine
Schreibblockade, die der von
Hank Moody beinahe in nichts nachstand, und jetzt, wo die Vorlesungszeit zu Ende ist und ich mich eigentlich auf meine Klausuren vorbereiten könnte, ist alles wie weggeblasen.
Zunächst zu den
versprochenen Fotos aus
Andalusien: Eines Donnerstag Abends Anfang Dezember trafen wir – das sind Nina, die mich auf die Idee brachte, an diesem Trip teilzunehmen, sowie eine Gruppe mir bis dahin größtenteils unbekannter Studenten – uns kurz nach Mitternacht im Zentrum Valladolids, um auf den Bus zu warten, der uns in den ersehnten Süden Spaniens bringen sollte.
Nach acht Stunden für durchschnittlich große Mitteleuropäer unbequemer Busfahrt kamen wir in
Granada an, wo wir erfuhren, dass wir an Stelle des gebuchten Drei-Sterne-Hotels ein Hotel der Vier-Sterne-Kategorie beziehen werden. Den Morgen nutzten wir in einer Siebener-Gruppe, die sich tatsächlich aus Mitgliedern sieben verschiedener Nationen zusammensetzte, um vor allem das alte, arabische Stadtviertel
Albaicín zu erkunden:
Im Hintergrund ist bereits die Burg
Alhambra zu erkennen, die sicher zu den Top-Ten-Sehenswürdigkeiten Spaniens gehört und die wir auch am Nachmittag besichtigten. Die ausgezeichnete aber auch sehr ausführliche Führung dort und die im Bus verbrachte Nacht zuvor schlauchten dann doch sehr und so begab ich mich nach einem Besuch in einem arabischen Teehaus und einem Abendessen in einem lokaltypischen Restaurant zurück ins Hotel, um innerhalb kürzester Zeit wegzuschlummern.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach
Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, wo uns als Unterkunft leider kein Vier-Sterne-Hotel, sondern die
Residencia Universitaria Los Bermejales erwartete. Diese war zwar für die darauffolgenden zwei Nächte durchaus tragbar, aber ich könnte mir niemals vorstellen, als Student dauerhaft in einem Wohnheim zu wohnen, das aus weiß Gott wie vielen herzlos nebeneinander auf eine trostlose Teerfläche gestellten Bungalow-Reihen mit Bauwagen-Charme besteht.
Samstag und Sonntag standen zur freien Verfügung und so kauften wir uns ein Ticket für einen der klischeehaften Touri-Busse, das neben der ganz interessanten Busfahrt auch eine Führung durch die Altstadt beinhaltete:
Die Führung war es dann auch, die den Ticketpreis mehr als rechtfertigte, und so erfuhren wir – pädagogisch wertvoll zunächst auf Spanisch und anschließend auf Englisch – was es mit den in der Stadt überpräsenten und außerordentlich saure Früchte tragenden Orangenbäumen auf sich hat:
Diese wurden vor Jahrhunderten angepflanzt, um aus den Orangenschalen Stoffe zu gewinnen, die zur Herstellung von Schießpulver benötigt wurden. (Fragt mich nicht wie.) In weiser Voraussicht rechnete man allerdings mit der hungrigen Stadtbevölkerung und pflanzte deswegen eine Kreuzung aus Orangen und Zitronen an. Deren Früchte sind dementsprechend sauer und ich kenne eigentlich nur einen leidenschaftlichen Zitronenesser, der diese nichtsdestotrotz roh verzehren würde. Heute werden sie zur Herstellung von für den Export nach England bestimmter Marmelade verwendet. Die Tatsache, dass sich am oben gebildeten Baum neben den Orangen auch Weihnachtslichter befanden, zeigt, dass wir uns trotz Tagestemperaturen um die 15 °C am zweiten Adventswochenende befanden.
Die berühmte
Giralda (siehe oben) konnten wir dann leider nicht mehr von Innen besichtigen, da wir uns stattdessen entschieden haben, den Sonntagvormittag in den
Reales Alcázares (siehe unten), dem Stadtpalast der spanischen Königsfamilie, zu verbringen. Hier konnte man ähnlich wie in der Alhambra die für Andalusien typische Mixtur verschiedenster Baustile erleben, die entstand, indem man arabische Gebäude teilweise oder auch ganz niederreißen ließ, um dann auf den Ruinen im Auftrag der christlichen Herrscher von im Lande verbliebenen maurischen Architekten und Handwerken neue Anlagen im sogenannten
Mudéjar-Stil errichten zu lassen, bis diese ebenfalls vertrieben wurden.
Den letzten Tag verbrachten wir in
Córdoba, das einen unvermeidlich an die historische
Schmach von Córdoba denken lässt, mit dieser aber nichts zu tun hat:
Neben einer sehr schönen, verwinkelten Altstadt und Meisterwerken spanischer Elektrikerkunst (siehe oben) gibt es in dieser Stadt auch die
Mezquita, eine frühere Moschee und heutige Kathedrale zu besichtigen, bei deren Glockenturm es sich um ein ehemaliges Minarett handelt:
Der Rest des Dezembers verlief dann sehr ruhig in Valladolid und nur am dritten Adventswochenende entscheiden wir uns für einen Tagesausflug nach
Burgos, den uns allerdings der Regen gehörig vermieste:
So blieb als einzige nenneswerte Erinnerung ein Besuch in der Kathedrale von Burgos, einem Weltkulturerbe der
UNESCO, die wirklich beeindruckend ist und deren Besichtigung ich nur weiterempfehlen kann:
Die
Weihnachtsferien verbrachte ich
zu Hause und genoss die Zeit mit der Familie und den Freunden, Weihnachtsgebäck, die heimische Küche sowie anständig beheizte und isolierte Räume. Auch für einen Trip nach München, unter anderem zum Anfang Dezember neu eröffneten,
ersten offiziellen Apple Store Deutschlands blieb Zeit.
Seit meiner
Rückkehr nach Valladolid hat sich nicht sonderlich viel getan. Einzig die zeitweise
klirrende Kälte sowie ein Besuch im
Museo Oriental de Valladolid, bei dem Elisabeth, Torben und ich ein komplettes Museum für uns hatten, sei kurz erwähnt: Das Museum selbst hat eine Vielzahl philippinischer, japanischer und vor allem chinesischer Ausstellungsstücke zu bieten, jedoch könnte man an der Präsentation noch sehr viel verbessern.
Vorgestern endete für mich die Vorlesungszeit und so wird es langsam Zeit, sich intensiver mit den drei
Klausuren auseinanderzusetzen, die in den nächsten zweieinhalb Wochen anstehen.