Mittwoch, 3. Dezember 2008

Zwischenbilanz

Einem großen Vorbild folgend möchte ich ein erstes Fazit meines mittlerweile 14 Wochen andauernden Spanien-Aufenthalts ziehen. Zunächst für die Freunde der Zahlen:
Nun zum ersten Thema: Spanien ist ein durchaus sympathisches Land, dessen Bewohner es jederzeit schaffen, einen Schutzheiligen zu finden oder zu erfinden, um diesen gebührlich feiern.


Die Küche ist sehr interessant und bietet neben dem typischen Braten wir doch mal alles mögliche in Knoblauch und Olivenöl raus, der Paella (been there, done that) und dem allgegenwärtigen Schinken auch deftige Speisen wie die Tortilla Española oder verschiedenste Sorten Blutwurst an. Sehr lecker!


Landschaftlich ist Kastilien im Allgemeinen nicht so spanned, es sei denn, man steht auf Dürre. Dafür findet sich inmitten der unbesiedelten Leere immer wieder eine mittelalterliche Burg – der Name Kastilien bedeutet nicht umsonst Burgenland. Auch in den Städten gibt es viele alte Gebäude zu sehen – alte Kirchen, alte Mauern, alte Plätze und alte Universitätsgebäude – was sehr beeindruckend ist. In Deutschland wurden diese vermutlich größtenteils zerstört, als alle im Urlaub waren.


Im Sommer kann man sich über das Wetter kaum beschweren und auch dem Winter kann man seine positiven Seiten abgewinnen: Zwar ist es nur geschätzte fünf Grad wärmer als in Deutschland, von denen man auf Grund durchwegs schlecht isolierter Gebäude auch kaum praktischen Nutzen hat, aber es ist deutlich trockener und man muss sich praktisch nie bei windigen zwei Grad über null durch Nieselregen kämpfen.


Die Sprache bereitet nach wie vor Schwierigkeiten – gar nicht so sehr das Vokabular oder die Grammatik, sondern die Alltagssprache: Dass beispielsweise die Frage ¿Estabas? (wortwörtlich: Warst?) in einem Gemüseladen auch Entschuldige! Nachdem wir nebeneinander in der Schlange stehen, weiß ich nicht mehr, wer von uns der Erste war. Warst du's? bedeuten kann, wurde mir erst diese Woche bewusst. Vielleicht sollte man die Sache aber auch einfach mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein à la Torben nehmen: Die halten mich mittlerweile für einen Muttersprachler – die verwenden so komische Wörter!


Die Uni ist ganz in Ordnung, hält aber, was Mathe betrifft, dem Vergleich mit Deutschland kaum stand. Regelmäßig gestellte und verbesserte Hausaufgaben vermisst zumindest die wissbegierige Seite in mir sehr. Eine wirre Mixtur aus Mathe- und Statistik-Studiengang und verschiedenen Semestern, wie ich sie höre, würde ich nicht weiterempfehlen. Am sinnvollsten wäre es vermutlich, sich einfach für einen der fünf Jahrgänge des einheimischen Mathe-Studiengangs zu entscheiden und dann dessen Vorlesungen zu hören, schon allein um ein festes Umfeld an der Uni zu haben.


Damit, denke ich, ist für heute genug bilanziert. Das kommende Wochenende verbringe ich in Andalusien. Dann gibt es auch wieder Fotos!