Mittwoch, 22. Oktober 2008

Nehmen wir mal an, ich habe einen Körper…

Richtig, wir befinden uns in einer Mathe-Vorlesung. Aber bevor nun einige Leser – möglicherweise zu Recht – panikartig die Flucht ergreifen, sei noch auf Birtes Bericht über unseren letztsamstäglichen Trip nach Salamanca verwiesen.


Bild343


Bei dem oben abgebildeten Gebäude handelt es sich ürigens um das Mathe-Gebäude der Uni Salamanca. Zum Vergleich noch ein mal Valladolid:


Faculdad de Ciencias


Aber lassen wir das. Hier mein Stundenplan:


MontagDienstagMittwochDonnerstag
9–10ÁlgebraÁlgebraÁlgebra
10–11Métodos de SuavizadoMétodos de SuavizadoMétodos de SuavizadoModelos Lineales Generalizados
11–12Métodos de SuavizadoModelos Lineales Generalizados
12–13Modelos Lineales Generalizados
13–14Modelos Lineales Generalizados



Zur Álgebra gibt es gar nicht so viel zu sagen. Es handelt sich dabei um eine grundlegende Vorlesung, die von circa zwölf Studenten besucht wird und in der im Laufe eines Jahres Körpertheorie, Galoistheorie sowie endliche Körper und deren Anwendungen behandelt werden sollen, wovon ich allerdings nur das erste Semester hören werde. Ein erstes Übungsblatt gibt es auch. Ich vermute, dass das im Rahmen der Vorlesung besprochen wird, so wie es hier anscheinend üblich ist. Leider hat der Dozent darauf verzichtet, so wie ich es von einem deutschen Prof erwartet hätte, grundlegende Begriffe wie Körper, Ring oder Polynom zu definieren. Dort vertraut er anscheinend komplett auf Kenntnisse aus vorhergehenden Vorlesungen. Außerdem wird deutlich weniger in dem aus Deutschland bekannten Schema Definition–Satz–Beweis gearbeitet. Stattdessen wird sehr viel mit Vorkenntnissen, Diagrammen und Veranschaulichungen gearbeitet, was mich mitunter sehr stört.


Statistics class


Die Métodos de Suavizado en Estadística, die Glättungsmethoden in der Statistik, sind im Gegensatz zur Álgebra kein Teil des Mathematik-Studiengangs, sondern gehören zur Statistik, die hier einen separaten Studiengang darstellt. Die grundlegende Problemstellung dieser von ungefähr neun Studenten besuchten Vorlesung ist es, zu einer gegebenen Stichprobe X1, …, Xn, von der angenommen wird, sie sei gemäß einer unbekannten Dichtefunktion f unabhängig und identisch verteilt, eine Schätzung der Dichte zu finden, die gewissen Glattheitsanforderungen entspricht und f möglichst gut wiedergibt. Das Ganze besteht üblicherweise aus Theorievorlesungen am Dienstag und Mittwoch, wo mir, wie in Statistik so üblich, die Symbole, Exponenten, Abkürzungen und Gleichheitszeichen nur so um die Ohren fliegen (siehe oben), und man sich wundert, wozu das alles denn überhaupt zu Nutzen sei. Montags findet die Vorlesung in einem PC-Raum statt, wo das ganze mit der wohlbekannten Software R in die Praxis umgesetzt wird. Ich bevorzuge es dabei, in Gruppen mit einem bis zwei Spaniern zu arbeiten, da es mir doch sehr schwer fällt, den ausschließlich mündlich erteilten Arbeitsanweisungen des Profs zu folgen.


In meiner letzten Vorlesung, Modelos Lineales Generalizados, ebenfalls Teil des Statistik-Studiengangs und ebenfalls von circa neun Studenten besucht, werden die Klassischen Linearen Modelle zu GLM verallgemeinert. Der Praxisteil wird mit Hilfe der auf den ersten Blick einer Tabellenkalkulation ähnelnden Software Statistica abgehandelt, die es unter anderem erlaubt, mit Hilfe verschiedener Assistenten eine Vielzahl von Modellen auf vorhandene Datensätze anzuwenden sowie mit wenigen Klicks deren Parameter, Residuen, Konfidenzintervalle, usw. zu bestimmen und diese in verschiedensten Plots darzustellen. Leider spricht der Professor einen auch für die einheimischen Studenten nur schwer verständlichen Dialekt, der wohl den Regionen Andalusien oder Extremadura zuzuordnen ist. Darüberhinweg trösten kann mich nur das sehr detaillierte englischsprachige Buch zur Vorlesung. Weicht der Dozent allerdings mal für 45 Minuten vom Buch ab, ohne wirklich etwas an die Tafel anzuschreiben, wird mir immer etwas mulmig zu Mute und ich beschränke mich auf eine linguistische Analyse des Gesprochenen. Wie mir scheint, entfallen sämtliche Endungen auf s ebenso wie bereits einige ds bereits in der Wortmitte. y-, s- und ch-Laute geraten ein wenig durcheinander und máoménotre scheint más o menos tres, also plus/minus drei, zu bedeuten.


Patatas bravas


Ansonsten geht alles seinen gewohnten Weg: In der Fakultäts-Cafeteria gibt es lecker Patatas bravas (siehe oben) und das Fakultäts-Gebäude verfällt langsam aber stetig (siehe unten).


Rain at the faculty

Keine Kommentare: