Sonntag, 7. September 2008

Madrid, Toledo und die Fiestas de la Virgen de San Lorenzo

Wie angekündigt war ich am Donnerstag in Madrid:


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Vom Wecker um sechs Uhr aus dem schönsten Schlaf gerissen, traf ich mich um kurz nach sieben mit María, meiner Mentorin, um um zehn in Madrid und damit um elf bei der deutschen Botschaft zu sein. So eine Botschaft ist übrigens furchtbar unspektakulär: Nach dem Gang durch so ein Flughafenteil und der Durchsuchung unserer Taschen fanden wir uns in einer gewöhnlichen deutschen Amtsstube wieder, wo ich dann einen Reisepass beantragte, der mir hoffentlich innerhalb der nächsten drei Wochen nach Valladolid geschickt wird. Das einzige, was stört, ist, dass der Staat jetzt meine Fingerabdrücke hat.


Nach einem Kaffee und der Puerta del Sol trafen wir uns mit Igor und den Belgiern, die mittlerweile auch etwas ausgeschlafener aus Valladolid angekommen waren, um den Palacio Real und einige weitere Gebäude aufzusuchen.


Am Freitag begannen dann die Fiestas de la Virgen de San Lorenzo, das jährliche Stadtfest Valladolids. Glücklicherweise waren wir über den ungefähren Ablauf des Eröffnungsabends vorgewarnt und zogen somit in älterer Kleidung und jeder mit einer Plastikflasche Calimocho, einem Mischgetränk aus Tetrapak-Rotwein und Cola, bewaffnet in Richtung Plaza Mayor.


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Dort spielte sich dann in etwa folgendes ab: Nachdem sich die Jugendlichen Valladolids in sogenannten Peñas, kleinen Gruppen von circa fünf bis fünfzehn Leuten der selben Straße, Schule, Firma oder sonstwas, zusammengeschlossen hatten, zogen sie in Gemeinschafts-T-Shirts mit einem Einkaufswagen voll mit einigen Behältern des oben genannten Calimocho ins Stadtzentrum, wo dann die große Schlacht begann.


Nachdem ich glücklicherweise nur wenige Spritzer abbekommen habe, ging es anschließend in einer Bar mit einigen Einheimischen, Belgiern und Deutschen und zwei sehr großen Behältnissen Calimocho weiter. Als wir dann weiterzogen, gelang es mir leider nicht, mich höflich nach Hause zu verabschieden und so wurde ich von Alfonso, einem Spanier als big person bezeichnet. Der Versuch, ihm die Missverständlichkeit seines Kompliments zu erkären scheiterte in Ermangelung der Kenntnis des spanischen Wortes für Übergewicht. In der dritten Bar ließ ich mich bei meinem verzweifelten Veraschiedungsversuch zu einem weiteren Drink überreden, woraufhin Igor, der Überredungskünstler, meinte, ich wäre ein sehr guter Spanier. Die Flucht gelang um 2.30 Uhr.


Der Samstag Morgen begann um 6.45 Uhr mit dem Selbstvorwurf, wie man denn nur so blöd sein könne, aus Tetrapaks stammenden Rotwein zu trinken - vor allem wenn man sich für den nächsten Tag für einen Ausflug nach Toledo angemeldet hatte. Trotzdem brachen wir, einige Erasmus-Studenten, dann gemeinsam mit einigen Teilnehmern des überwiegend von Asiaten und Brasilianern besuchten internationalen Sprachkurses sowie deren Lehrer zur dreieinhalbstündigen Busfahrt auf, die sich wieder erwarten komplett gelohnt hat. Toledo, das eine wichtige Rolle in der mittelalterlichen Geschichte Spaniens gespielt hat, ist ein wunderbares historisches Bergstädtchen umgeben von einer Landschaft, die einer etwas trockeneren Version der Toskana entspricht:


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Nach der Rückkehr galt es noch die am zweiten Abend der Fiestas stattfindende Technoparade zu besichtigen. Hier der Wagen von Real Valladolid:





Morgen ist hier erstmal Feiertag - vermutlich der religiöse Gedenktag der Virgen - und ich werde, denke ich, die Zeit finden, ein paar Worte über Sprachkurs, Sprache und die Leute an sich zu schreiben.

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