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Mittwoch, 25. Februar 2009

Fast Times at Valladolid University

Wie im Flug verging die Zeit seit meinem letzten Eintrag. Nach einem Wochenende der Entspannung nutzte ich die letzte Januarwoche, um mich auf die Klausur Modelos lineales generalizados vorzubereiten. Dafür hatte ich mir sämtliche Mitschriften einer spanischen Komilitonin kopiert und ich muss sagen, ich wurde daraus wesentlich schlauer als aus den meinen.


In derselben Woche verließ mich auch mein Bielefelder Mitbewohner Steffen, der noch eine oder zwei Wochen in seinem Auto durch Nordspanien und Frankreich reisen wollte und mir unter anderem einen Haufen schmutziges Geschirr hinterließ.


Die Klausur selbst hätte dann schöner gestaltet nicht sein können. Neben handschriftlichen, spanischen Fragen zur Theorie befand sich noch die Kopie einer Praxisaufgabe aus einem englischsprachigen Buch. Für jemanden wie mich, der deutsche Klausuren gewohnt ist, war es doch ein seltsames Gefühl, eine Prüfung vor einem Rechner – höchstwahrscheinlich mit Internetzugang – sitzend zu verbringen. Insgesamt verlief die Klausur ganz gut. Ergebnis waren 5,0 von 10 spanischen Punkten, was mich zwar zunächst ein wenig enttäuscht hat, aber nachdem von den sieben oder acht Teilnehmern nur drei bestanden haben, sollte ich mich wohl damit zufrieden geben.


Nach einem weiteren Wochenende der Entspannung kam dann Edmund, mein neuer Mitbewohner an. Edmund ist Engländer und studiert in Edinburgh Französisch, Spanisch und Studien der EU, weswegen er nun nach einem Semester in Grenoble ein Semester in Valladolid verbringen wird. Er hat sich schnell bei uns eingelebt und ich hätte auch gerne ein weiteres Semester mit ihm und Dita zusammen gewohnt, aber naja.


Den Rest der Woche verbrachte ich dann damit, mich auf Métodos de suavizado en estadística vorzubereiten, wo sogar notable 7,2 Punkte heraussprangen.


Den Plan, die durch mangelnden Einsatz während des Semesters entstandenen Álgebra-Lücken an einem Wochenende aufzuholen, habe ich relativ schnell aufgegeben und so entschied ich mich am darauffolgenden Montag, meine Álgebra-Klausur leer abzugeben.


Am selben Abend kam dann Christoph – die Tatsache, dass wir beide den selben Vornamen tragen, wird Jan jetzt sicher sehr verwirren – zu Besuch. Neben der obligatorischen Tour durch die Tapas-Bars, haben wir das Museo Nacional de Escultura in Valladolid und den Prado in Madrid besucht. Christoph wusste als Kunstgeschichtler natürlich viel zu erzählen und ich muss sagen, unter fachkundiger Anleitung macht mir ein Museumsbesuch gleich deutlich mehr Spaß.


Am darauffolgenden Wochenende hieß es dann Abschied nehmen von Stadt und Leuten. Gleichzeitig war noch Thomas, der im kommenden Semester die Augsburger Mathe-Studenten in Valladolid vertreten wird und mittlerweile anscheinend eine ganz schöne Wohnung gefunden hat, in unserer Wohnung zu Gast. Sonntag Abend trafen wir, einige dableibende und einige weggehende Erasmus-Studenten, uns in einer traditionell spanischen Crêperie, um Abschied feiern. Ich möchte mich bei allen über die netten Abschiedsgeschenke bedanken. Eines davon ist hier abgebildet:


Valladolid farewell coffee mug


An sich war's das jetzt mit diesem Blog, aber vielleicht ringe ich mich in einigen Wochen noch durch, mit dem gebührenden zeitlichen Abstand ein Fazit zu ziehen.

Montag, 19. Januar 2009

Wieder unter den Bloggenden

Wahnsinn! Da hatte man mehr als sechs Wochen eine Schreibblockade, die der von Hank Moody beinahe in nichts nachstand, und jetzt, wo die Vorlesungszeit zu Ende ist und ich mich eigentlich auf meine Klausuren vorbereiten könnte, ist alles wie weggeblasen.


Zunächst zu den versprochenen Fotos aus Andalusien: Eines Donnerstag Abends Anfang Dezember trafen wir – das sind Nina, die mich auf die Idee brachte, an diesem Trip teilzunehmen, sowie eine Gruppe mir bis dahin größtenteils unbekannter Studenten – uns kurz nach Mitternacht im Zentrum Valladolids, um auf den Bus zu warten, der uns in den ersehnten Süden Spaniens bringen sollte.


Nach acht Stunden für durchschnittlich große Mitteleuropäer unbequemer Busfahrt kamen wir in Granada an, wo wir erfuhren, dass wir an Stelle des gebuchten Drei-Sterne-Hotels ein Hotel der Vier-Sterne-Kategorie beziehen werden. Den Morgen nutzten wir in einer Siebener-Gruppe, die sich tatsächlich aus Mitgliedern sieben verschiedener Nationen zusammensetzte, um vor allem das alte, arabische Stadtviertel Albaicín zu erkunden:


Albaicín quarter with Alhambra in the background


Im Hintergrund ist bereits die Burg Alhambra zu erkennen, die sicher zu den Top-Ten-Sehenswürdigkeiten Spaniens gehört und die wir auch am Nachmittag besichtigten. Die ausgezeichnete aber auch sehr ausführliche Führung dort und die im Bus verbrachte Nacht zuvor schlauchten dann doch sehr und so begab ich mich nach einem Besuch in einem arabischen Teehaus und einem Abendessen in einem lokaltypischen Restaurant zurück ins Hotel, um innerhalb kürzester Zeit wegzuschlummern.


Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, wo uns als Unterkunft leider kein Vier-Sterne-Hotel, sondern die Residencia Universitaria Los Bermejales erwartete. Diese war zwar für die darauffolgenden zwei Nächte durchaus tragbar, aber ich könnte mir niemals vorstellen, als Student dauerhaft in einem Wohnheim zu wohnen, das aus weiß Gott wie vielen herzlos nebeneinander auf eine trostlose Teerfläche gestellten Bungalow-Reihen mit Bauwagen-Charme besteht.


Samstag und Sonntag standen zur freien Verfügung und so kauften wir uns ein Ticket für einen der klischeehaften Touri-Busse, das neben der ganz interessanten Busfahrt auch eine Führung durch die Altstadt beinhaltete:


Seville Old Town building


Die Führung war es dann auch, die den Ticketpreis mehr als rechtfertigte, und so erfuhren wir – pädagogisch wertvoll zunächst auf Spanisch und anschließend auf Englisch – was es mit den in der Stadt überpräsenten und außerordentlich saure Früchte tragenden Orangenbäumen auf sich hat:


Christmas lights on an orange tree


Diese wurden vor Jahrhunderten angepflanzt, um aus den Orangenschalen Stoffe zu gewinnen, die zur Herstellung von Schießpulver benötigt wurden. (Fragt mich nicht wie.) In weiser Voraussicht rechnete man allerdings mit der hungrigen Stadtbevölkerung und pflanzte deswegen eine Kreuzung aus Orangen und Zitronen an. Deren Früchte sind dementsprechend sauer und ich kenne eigentlich nur einen leidenschaftlichen Zitronenesser, der diese nichtsdestotrotz roh verzehren würde. Heute werden sie zur Herstellung von für den Export nach England bestimmter Marmelade verwendet. Die Tatsache, dass sich am oben gebildeten Baum neben den Orangen auch Weihnachtslichter befanden, zeigt, dass wir uns trotz Tagestemperaturen um die 15 °C am zweiten Adventswochenende befanden.


The cathedral


Die berühmte Giralda (siehe oben) konnten wir dann leider nicht mehr von Innen besichtigen, da wir uns stattdessen entschieden haben, den Sonntagvormittag in den Reales Alcázares (siehe unten), dem Stadtpalast der spanischen Königsfamilie, zu verbringen. Hier konnte man ähnlich wie in der Alhambra die für Andalusien typische Mixtur verschiedenster Baustile erleben, die entstand, indem man arabische Gebäude teilweise oder auch ganz niederreißen ließ, um dann auf den Ruinen im Auftrag der christlichen Herrscher von im Lande verbliebenen maurischen Architekten und Handwerken neue Anlagen im sogenannten Mudéjar-Stil errichten zu lassen, bis diese ebenfalls vertrieben wurden.


Real Alcázar


Den letzten Tag verbrachten wir in Córdoba, das einen unvermeidlich an die historische Schmach von Córdoba denken lässt, mit dieser aber nichts zu tun hat:


DSCN2286


Horse carriage in Córdoba Old Town


Spanish electrician masterpiece


Neben einer sehr schönen, verwinkelten Altstadt und Meisterwerken spanischer Elektrikerkunst (siehe oben) gibt es in dieser Stadt auch die Mezquita, eine frühere Moschee und heutige Kathedrale zu besichtigen, bei deren Glockenturm es sich um ein ehemaliges Minarett handelt:


One of the Mezquita's towers


Der Rest des Dezembers verlief dann sehr ruhig in Valladolid und nur am dritten Adventswochenende entscheiden wir uns für einen Tagesausflug nach Burgos, den uns allerdings der Regen gehörig vermieste:


Monument to the Unknown Chestnut Saleswoman


So blieb als einzige nenneswerte Erinnerung ein Besuch in der Kathedrale von Burgos, einem Weltkulturerbe der UNESCO, die wirklich beeindruckend ist und deren Besichtigung ich nur weiterempfehlen kann:


Burgos Cathedral


Die Weihnachtsferien verbrachte ich zu Hause und genoss die Zeit mit der Familie und den Freunden, Weihnachtsgebäck, die heimische Küche sowie anständig beheizte und isolierte Räume. Auch für einen Trip nach München, unter anderem zum Anfang Dezember neu eröffneten, ersten offiziellen Apple Store Deutschlands blieb Zeit.


Seit meiner Rückkehr nach Valladolid hat sich nicht sonderlich viel getan. Einzig die zeitweise klirrende Kälte sowie ein Besuch im Museo Oriental de Valladolid, bei dem Elisabeth, Torben und ich ein komplettes Museum für uns hatten, sei kurz erwähnt: Das Museum selbst hat eine Vielzahl philippinischer, japanischer und vor allem chinesischer Ausstellungsstücke zu bieten, jedoch könnte man an der Präsentation noch sehr viel verbessern.


Vorgestern endete für mich die Vorlesungszeit und so wird es langsam Zeit, sich intensiver mit den drei Klausuren auseinanderzusetzen, die in den nächsten zweieinhalb Wochen anstehen.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Zwischenbilanz

Einem großen Vorbild folgend möchte ich ein erstes Fazit meines mittlerweile 14 Wochen andauernden Spanien-Aufenthalts ziehen. Zunächst für die Freunde der Zahlen:
Nun zum ersten Thema: Spanien ist ein durchaus sympathisches Land, dessen Bewohner es jederzeit schaffen, einen Schutzheiligen zu finden oder zu erfinden, um diesen gebührlich feiern.


Die Küche ist sehr interessant und bietet neben dem typischen Braten wir doch mal alles mögliche in Knoblauch und Olivenöl raus, der Paella (been there, done that) und dem allgegenwärtigen Schinken auch deftige Speisen wie die Tortilla Española oder verschiedenste Sorten Blutwurst an. Sehr lecker!


Landschaftlich ist Kastilien im Allgemeinen nicht so spanned, es sei denn, man steht auf Dürre. Dafür findet sich inmitten der unbesiedelten Leere immer wieder eine mittelalterliche Burg – der Name Kastilien bedeutet nicht umsonst Burgenland. Auch in den Städten gibt es viele alte Gebäude zu sehen – alte Kirchen, alte Mauern, alte Plätze und alte Universitätsgebäude – was sehr beeindruckend ist. In Deutschland wurden diese vermutlich größtenteils zerstört, als alle im Urlaub waren.


Im Sommer kann man sich über das Wetter kaum beschweren und auch dem Winter kann man seine positiven Seiten abgewinnen: Zwar ist es nur geschätzte fünf Grad wärmer als in Deutschland, von denen man auf Grund durchwegs schlecht isolierter Gebäude auch kaum praktischen Nutzen hat, aber es ist deutlich trockener und man muss sich praktisch nie bei windigen zwei Grad über null durch Nieselregen kämpfen.


Die Sprache bereitet nach wie vor Schwierigkeiten – gar nicht so sehr das Vokabular oder die Grammatik, sondern die Alltagssprache: Dass beispielsweise die Frage ¿Estabas? (wortwörtlich: Warst?) in einem Gemüseladen auch Entschuldige! Nachdem wir nebeneinander in der Schlange stehen, weiß ich nicht mehr, wer von uns der Erste war. Warst du's? bedeuten kann, wurde mir erst diese Woche bewusst. Vielleicht sollte man die Sache aber auch einfach mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein à la Torben nehmen: Die halten mich mittlerweile für einen Muttersprachler – die verwenden so komische Wörter!


Die Uni ist ganz in Ordnung, hält aber, was Mathe betrifft, dem Vergleich mit Deutschland kaum stand. Regelmäßig gestellte und verbesserte Hausaufgaben vermisst zumindest die wissbegierige Seite in mir sehr. Eine wirre Mixtur aus Mathe- und Statistik-Studiengang und verschiedenen Semestern, wie ich sie höre, würde ich nicht weiterempfehlen. Am sinnvollsten wäre es vermutlich, sich einfach für einen der fünf Jahrgänge des einheimischen Mathe-Studiengangs zu entscheiden und dann dessen Vorlesungen zu hören, schon allein um ein festes Umfeld an der Uni zu haben.


Damit, denke ich, ist für heute genug bilanziert. Das kommende Wochenende verbringe ich in Andalusien. Dann gibt es auch wieder Fotos!

Dienstag, 25. November 2008

Fast ein bisschen wie zu Hause

Mmh, chocolate


Nichts ahnend stand ich heute in der Küche und schälte Kartoffeln – Gruß an Daniel – als mein Blick auf den Fertig-Schokopudding mit dem etwas seltsamen Namen Danubia sowie den sehr eigenwilligen Deckelfarben fiel, den mir meine Mitbewohnerin geschenkt hatte. Eine genauere Untersuchung des Kleingedruckten konnte dann tatsächlich die Neuburger Milchwerke als Hersteller identifizieren. Ein Hoch auf die Globalisierung!

Sonntag, 9. November 2008

Kinowoche und Familienbesuch

Die letzte Oktoberwoche hier war geprägt von der Semana Internacional de Cine de Valladolid, der internationalen Kinowoche.


Selbst habe ich unter anderem einen Abend besucht, an dem sieben 3D-Kurzfilme aus spanischer Produktion gezeigt wurden. Dabei blieben mir besonders die Abenteuer von Tadeo Jones sowie die dunkle Geschichte einer die Freundschaft der Vögel suchenden Vogelscheuche, La Leyenda del Espantapájaros, in Erinnerung, die beide auch auf YouTube zu finden sind. Vor allem ersterer sollte auch ohne Spanisch-Kenntnisse sehr gut verständlich sein.


Bei meinem zweiten Kinobesuch wurde ich dann doch ein wenig von der Drastik des zeitgenössischen spanischen Kinos überrascht. 3 Días soll laut seminci.es die Geschichte eines frustrierten, jungen Mannes erzählen, der die letzten drei Tage der Erde trinkend und Musik hörend verbringen will, bis er gezwungen wird, seine Nichten und Neffen vor einem mysteriösen Unbekannten zu beschützen. Dass es sich bei diesem Unbekannten um einen Massen- und Kindermörder handelt verschweigt die Beschreibung. Der Weltuntergang und ein Kindermörder in einem Film – da bleibt die Frage, wie der Regisseur das in späteren Filmen noch übertreffen will.


Am Freitag Abend galt es dann, meinen Bruder am Flughafen abzuholen. Samstag, der letzte Tag der Kinowoche, wollten wir ursprünglich Die Welle schauen, aber da dieser ausverkauft war, ging es stattdessen in Caótica Ana, dessen Titel vermutlich keinerlei Übersetzung bedarf. Mit Ana is the princess and the monster of this feminist fable against the tyranny of the white man beschreibt IMBD die Handlung zur Genüge.


Nach einem Wochenende mit Besuchen in verschiedenen Bars, Tapas-Bars und dem Kolumbus-Museum der Stadt entschlossen sich Daniel und ich am Dienstag nach Salamanca zu fahren. Neben den mir bereits von unserem letzten Besuch bekannten Orten haben wir auch die Kathedrale von innen besichtigt und so unangenehm ich es auch sonst finde, Touri-mäßig durch Kirchen zu stapfen, war es doch ein in jeder Hinsicht lohnenswerter und beeindruckender Anblick. Des Weiteren blieben mir das Restaurante Corillo und das Café Erasmus – beide in der selben Straße gelegen – in Erinnerung. In ersterem gab es das bisher leckerste Gericht meines Spanien-Aufenthalts, ein Filet vom iberischen Schwein mit Manchego-Käse-Creme, das als zweiter Gang eines 12 € teuren Tagesmenüs auch noch überaus preisgünstig war. Zweiteres wurde uns von anderen Erasmus-Studenten aus Valladolid auf Grund der interessanten Einrichtung und der dort angebotenen heißen Schokolade mit beinaher Pudding-Konsistenz empfohlen.


Den Mittwoch Abend verbrachten wir dann beim Champions-League-Spiel Real Madrid – Juventus Turin – wie immer organisiert von der Bar Don Enrique und der Peña Madrista de Valladolid. Nach Übernachtung im sehr empfehlenswerten Hostal Cruz-Sol blieben uns noch sechs Stunden in Madrid bis zum Rückflug Daniels, die wir mit Frühstück, einem Spaziergang über die Puerta del Sol, das Museo del Prado sowie den Parque del Buen Retiro, Mittagessen und einigen Besuchen in diversen Souvenir-Geschäften verbrachten.

Samstag, 13. September 2008

Bürokratie, Konzerte und schlechte Manieren

Am Montag ist es mir gelungen, auf der Polizeibehörde einen mittleren Verwaltungsakt auszulösen, indem ich ohne Personalausweis und ohne Reisepass meine Wohnung anmelden wollte. Ich holte dann die Rechnung der deutschen Botschaft über die Ausstellung eines biometrischen Reisepasses hervor. Das hatte zur Folge, dass erst mal eine Deutsch sprechende Mitarbeiterin gesucht werden musste, um deren Korrektheit zu bestätigen. Allgemein scheinen die Spanier bei aller Lockerheit eine große Vorliebe für Bürokratie zu haben.


Der Rest der Woche war geprägt von Besuchen bei Kathis sehr unterhaltsamen spanischen Mitbewohnern und einigen Konzerten (unter anderem der Gruppe Dover) im Rahmen der Fiestas auf dem Plaza Mayor:


Concert at Plaza Mayor


Außerdem hat sich meine Vermutung bezüglich spanischer Manieren bestätigt. Dass der Spanier an sich selten danke beziehungsweise gracias sagt, wurde im Unterricht thematisiert: Es gilt hier als sehr schmierig, häufig danke zu sagen, und dass Bedanken für Alltäglichkeiten wird - wenn überhaupt - mit einem Lächeln geregelt.


Da hat man zu Hause jahrelang daran geareitet, sich sein bayrisches Grantlertum abzugewöhnen, und jedesmal danke zu sagen, wenn die Bedienung eine Bestellung entgegennimmt, ein neues Glas bringt, einen neuen Teller bringt, ein Glas mitnimmt, einen Teller mitnimmt, den Tisch abwischt, die Kerze anzündet, die Rechnung bringt, etc. und jetzt schaut einen der Kellner jedes mal schief an, wenn man sich bedankt. Die Welt ist ungerecht.


Da ich mir außerdem schon angewöhnt habe, wie die Einheimischen bei den Fiestas meinen leeren Plastikbecher einfach fallen zu lassen und in der Tapas-Bar die Serviette auf den Boden vor der Bar zu werfen (je mehr Servietten am Boden, desto besser übrigens die Bar), könnt ihr euch bei meiner Heimkehr schon mal auf meine schlechten Manieren freuen.

Montag, 8. September 2008

Sprache, Sprachkurs und Brotzeit

Heute möchte ich ein wenig über Sprache und Sprachkurs erzählen (an die Augsburger Mathematiker: welcher Prof?):





Es werden genau die Themen behandelt, von denen ich in Augsburg gehört habe, aber die ich mir nie einprägen konnte. Hier ist das natürlich viel einfacher, wenn man Neuerlerntes sofort an Einheimischen ausprobieren kann.


Noch wichtiger ist aber das, was man lernt, wenn man mit Spaniern spricht: So sind mir letzte Woche einige Kniffe begegnet, mit denen man gleich deutlich weniger fremd wirkt:
  • jeden zweiten Satz mit ¿verdad? (stimmt's?) beenden

  • Frauen ähnlichen Alters wahlweise mit hola chica oder hola guapa (Hübsche) begrüßen

  • des Öfteren vale (läuft) in den Redefluss einstreuen

  • anstelle von oder OK ebenfalls regelmäßig einen der folgenden Ausdrücke verwenden:
    • vale

    • claro que sí

    • mejor (besser ist das)

    • de puta madre (saugeil)

  • laut reden

Ebenfalls wichtig: Ich konnte das Konzept der Brotzeit auf spanische Verhältnisse übertragen:

Sehr lecker.

Sonntag, 31. August 2008

Wohnungssuche

Am Freitag galt es dann, eine Wohnung zu suchen. Igor und ich machten uns auf den Weg zum akademischen Auslandsamt und nahmen einen ungefähr zwei Zentimeter dicken Stapel mit Wohnungsangeboten entgegen. Nachdem Wohnungen ohne Internet oder mit preferencia: chicas sowie solche in ungünstiger Lage aussortiert waren, blieben gar nicht mehr so viele übrig und bei meinen Anrufen vernahm ich auch häufig das Wort ocupado.


Schließlich hat es dann doch geklappt und ich konnte mich direkt nach meinem Anruf auf den Weg machen, um eine Wohnung einige hundert Meter entfernt von der naturwissenschaftlichen Fakultät zu besichtigen. Nachdem auch Igor keine Einwände hatte und 170 € más gastos ein sehr vernünftiger Preis zu sein scheint, gab ich der Hauptmieterin die Zusage, am darauffolgenden Samstag einzuziehen. Mehr dazu weiter unten.


Chipirones


Mittags wurde ich dann von Igors Eltern nach allen Regeln der Kunst gemästet. Abgesehen davon, dass es sehr lecker war, stellte sich mir die Frage, warum die spanische Küche als so gesund gilt. Ich meine, Schweinerückensteaks mit Pommes werden doch auch nicht gesünder, wenn sie in Olivenöl schwimmen, oder? (Oben übrigens ein Foto von meinem donnerstäglichen Abendessen.) Ein weiterer seltsamer Brauch, der mir auffiel, ist die Tatsache, dass sich auf der Anrichte neben dem Küchentisch eine Art Fernseher im Küchenradio-Format mit ca. 10 Zentimeter Bilddiagonale befand, der auch während des Essens lief.


Mittagessen kann in Spanien natürlich auch vier Uhr heißen, was es in diesem Fall auch tat. Da es um diese Zeit viel zu heiß ist, um auch nur daran zu denken, nach draußen zu gehen, beschloss ich meinen Aufenthalt bei Igor mit zwei Partien Pro Evo, die leider beide knapp zu Gunsten des FC Barcelona und gegen Bayern München ausgingen. Dafür zeigte sich Igor sehr interessiert an der Bedeutung deutscher Namen wie beispielsweise Schweinsteiger.


Samstag morgen war ich dann letztmalig gezwungen, auswärts zu frühstücken und glaube seitdem die spanische Kultur ein wenig mehr zu verstehen, als mir beim Betreten einer Bar mit den beiden Eingangsschildern Rauchen verboten und Wir haben frisch gepressten Orangensaft der rauchende Barkeeper erklärte, er habe keinen frisch gepressten Orangensaft.


Gestern bin ich dann in meine jetzige Wohnung eingezogen, die ich mir mit der Hauptmieterin Dita, einer etwas verrückten Chilenin im geschätzten Alter dreißig-irgendwas, der ich noch beibringen muss, dass man mit mir sehr wohl Castellano reden kann, sofern man das nur langsam genug tut, und Melanie, einer Chemiestudentin aus Hamburg teile.


My bed


Heute ist Sonntag, der erste Tag ohne großartige Termine in meinem Kalender, und sowieso erst mal Siesta. Morgen Vormittag (mañana por la mañana) findet der Einstufungstest für meinen Sprachkurs statt - ich würde gerne in den mittleren der drei angebotenen - und am Nachmittag werde ich voraussichtlich den für Erasmus-Studenten zuständigen Matheprofessor aufsuchen.