Montag, 27. Oktober 2008

Geh Spargel braten!

Umgangssprachliches Spanisch:

¡Vete a freír espárragos!

Mehr gibt's bei der BBC.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Nehmen wir mal an, ich habe einen Körper…

Richtig, wir befinden uns in einer Mathe-Vorlesung. Aber bevor nun einige Leser – möglicherweise zu Recht – panikartig die Flucht ergreifen, sei noch auf Birtes Bericht über unseren letztsamstäglichen Trip nach Salamanca verwiesen.


Bild343


Bei dem oben abgebildeten Gebäude handelt es sich ürigens um das Mathe-Gebäude der Uni Salamanca. Zum Vergleich noch ein mal Valladolid:


Faculdad de Ciencias


Aber lassen wir das. Hier mein Stundenplan:


MontagDienstagMittwochDonnerstag
9–10ÁlgebraÁlgebraÁlgebra
10–11Métodos de SuavizadoMétodos de SuavizadoMétodos de SuavizadoModelos Lineales Generalizados
11–12Métodos de SuavizadoModelos Lineales Generalizados
12–13Modelos Lineales Generalizados
13–14Modelos Lineales Generalizados



Zur Álgebra gibt es gar nicht so viel zu sagen. Es handelt sich dabei um eine grundlegende Vorlesung, die von circa zwölf Studenten besucht wird und in der im Laufe eines Jahres Körpertheorie, Galoistheorie sowie endliche Körper und deren Anwendungen behandelt werden sollen, wovon ich allerdings nur das erste Semester hören werde. Ein erstes Übungsblatt gibt es auch. Ich vermute, dass das im Rahmen der Vorlesung besprochen wird, so wie es hier anscheinend üblich ist. Leider hat der Dozent darauf verzichtet, so wie ich es von einem deutschen Prof erwartet hätte, grundlegende Begriffe wie Körper, Ring oder Polynom zu definieren. Dort vertraut er anscheinend komplett auf Kenntnisse aus vorhergehenden Vorlesungen. Außerdem wird deutlich weniger in dem aus Deutschland bekannten Schema Definition–Satz–Beweis gearbeitet. Stattdessen wird sehr viel mit Vorkenntnissen, Diagrammen und Veranschaulichungen gearbeitet, was mich mitunter sehr stört.


Statistics class


Die Métodos de Suavizado en Estadística, die Glättungsmethoden in der Statistik, sind im Gegensatz zur Álgebra kein Teil des Mathematik-Studiengangs, sondern gehören zur Statistik, die hier einen separaten Studiengang darstellt. Die grundlegende Problemstellung dieser von ungefähr neun Studenten besuchten Vorlesung ist es, zu einer gegebenen Stichprobe X1, …, Xn, von der angenommen wird, sie sei gemäß einer unbekannten Dichtefunktion f unabhängig und identisch verteilt, eine Schätzung der Dichte zu finden, die gewissen Glattheitsanforderungen entspricht und f möglichst gut wiedergibt. Das Ganze besteht üblicherweise aus Theorievorlesungen am Dienstag und Mittwoch, wo mir, wie in Statistik so üblich, die Symbole, Exponenten, Abkürzungen und Gleichheitszeichen nur so um die Ohren fliegen (siehe oben), und man sich wundert, wozu das alles denn überhaupt zu Nutzen sei. Montags findet die Vorlesung in einem PC-Raum statt, wo das ganze mit der wohlbekannten Software R in die Praxis umgesetzt wird. Ich bevorzuge es dabei, in Gruppen mit einem bis zwei Spaniern zu arbeiten, da es mir doch sehr schwer fällt, den ausschließlich mündlich erteilten Arbeitsanweisungen des Profs zu folgen.


In meiner letzten Vorlesung, Modelos Lineales Generalizados, ebenfalls Teil des Statistik-Studiengangs und ebenfalls von circa neun Studenten besucht, werden die Klassischen Linearen Modelle zu GLM verallgemeinert. Der Praxisteil wird mit Hilfe der auf den ersten Blick einer Tabellenkalkulation ähnelnden Software Statistica abgehandelt, die es unter anderem erlaubt, mit Hilfe verschiedener Assistenten eine Vielzahl von Modellen auf vorhandene Datensätze anzuwenden sowie mit wenigen Klicks deren Parameter, Residuen, Konfidenzintervalle, usw. zu bestimmen und diese in verschiedensten Plots darzustellen. Leider spricht der Professor einen auch für die einheimischen Studenten nur schwer verständlichen Dialekt, der wohl den Regionen Andalusien oder Extremadura zuzuordnen ist. Darüberhinweg trösten kann mich nur das sehr detaillierte englischsprachige Buch zur Vorlesung. Weicht der Dozent allerdings mal für 45 Minuten vom Buch ab, ohne wirklich etwas an die Tafel anzuschreiben, wird mir immer etwas mulmig zu Mute und ich beschränke mich auf eine linguistische Analyse des Gesprochenen. Wie mir scheint, entfallen sämtliche Endungen auf s ebenso wie bereits einige ds bereits in der Wortmitte. y-, s- und ch-Laute geraten ein wenig durcheinander und máoménotre scheint más o menos tres, also plus/minus drei, zu bedeuten.


Patatas bravas


Ansonsten geht alles seinen gewohnten Weg: In der Fakultäts-Cafeteria gibt es lecker Patatas bravas (siehe oben) und das Fakultäts-Gebäude verfällt langsam aber stetig (siehe unten).


Rain at the faculty

Sonntag, 12. Oktober 2008

Die Universität beginnt

Vorletzten Montag begann die Universität. Also mehr oder weniger. Hier ist es so üblich, dass die Profs zur ersten Vorlesung kurz erscheinen, erzählen, was sie dieses Semester so vorhaben und nach ein paar Minuten wieder verschwinden. So mancher erschien auch zur ersten Vorlesung gar nicht und gab dann zum zweiten Termin die Kurzeinführung, um gleich darauf wieder abzuhauen.


The media


Am Mittwoch war dann Fiesta de Bienvenida an der Uni angesagt. Zunächst gab es einige Ansprachen und einen Auftritt des Universitätschors, der unter anderem die universitätseigene Hymne darbot, im Paraninfo, dem repräsentativen Hauptsaal der Uni. Anschließend ging es weiter in ein anderes Gebäude zu einem Wein auf Kosten der Universität. Selbstverständlich beinhaltete der Begriff Wein auch ein ordentliches Buffet verschiedenster lokaler Leckereien.


Die Universität nahm dann schon fast ihren langweiligen Lauf als mich letzten Donnerstag Abend um kurz vor 19 Uhr Torben, ein Mathematik-und-Spanisch-Student aus Kiel anrief, ich möge doch sofort zur Fakultät kommen:


Fiesta de la Integración


Wie auf dem Foto zu sehen, war Fiesta de la Integración angesagt und obwohl ich eigentlich eher in Jans Blog mit einem Bericht über seltsame Freshmen-Bräuche gerechnet hätte, möchte ich euch das Folgende nicht vorenthalten: Torben und ich wurden glücklicherweise mit einem E auf der Stirn als Erasmus-Studenten gekennzeichnet, sodass wir von dem verschont blieben, was den mit N markierten Neulingen widerfuhr: In Zeitungshut, Müllsack und Windel gekleidet und an einem langen Strick zusammengekettet durften diese erst mal vor der Eingangstüre ein Loblied auf die älteren Studenten singen: ¡Qué buenos son los señores veteranos!


Freshmen in diapers


Anschließend ging es nach einem Limbo unter der Parkplatzschranke auf in die Innenstadt, wo sich die Nuevos vor dem Jura-Gebäude jeweils kurz vorstellen durften.


Diaper limbo


Zur Belohnung durften die Fresher dann ihre Schmachklamotten ablegen und es wurde noch bis vier Uhr morgens in der für Spanien typischen Reihenfolge Bar, Chupitería - was man mit Stamperlerie durchaus unzureichend übersetzen kann - und Disko gefeiert.


Heute ist erst mal Kolumbus-Tag, der Nationalfeiertag Spaniens, der laut TV-Nachrichten in Madrid auch mit großer Militärparade mit Flaggen-an-den-Himmel-sprüh-Flugzeugen, König und Ministerpräsident begangen wurde, und weil der dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, ist morgen auch frei. Pragmatisch sind sie durchaus, die Spanier.


Kommende Woche werde ich dann mal mit den Professoren der Vorlesungen, die ich gerne dauerhaft besuchen möchte, und dem Erasmus-Koordinator sprechen, um mein so genanntes Learning Agreement fertigzustellen. Ist das erledigt, werde ich hier ein wenig über meinen Stundenplan berichten.

Samstag, 11. Oktober 2008

Castillos de Castilla

Nach langer Zeit melde ich mich wieder zurück, um von den Ereignissen nach unserem Champions-League-Ausflug zu berichten. Wie es das örtliche Klima und die Klimaanlage des Busses so wollten, war ich erst mal ordentlich erkältet. Nach einem Freitag, an dem ich darauf verzichtete, das Haus zu verlassen, ging es am Samstag, dem 20. September, auf zu den Burgen Kastiliens - man hatte schließlich bereits vorab für den Ausflug bezahlt. Einen sehr schönen Bericht über diesen Trip hat Birte verfasst, die übrigens auch in Augsburg studiert.


Museum of the Treaty of Tordesillas


Ich möchte dem gar nicht so viel hinzufügen. Nur obiges Gebäude verdient gesonderte Erwähnung: Es handelt sich dabei um das Casa del Tratado en Tordesillas und erinnert daran, dass in diesem unscheinbaren 8700-Einwohner-Örtchen names Tordesillas vor gut fünfhundert Jahren der gleichnamige Vertrag unterzeichnet wurde, mit dem sich Spanien und Portugal mal eben die komplette Welt teilten. Glücklicherweise waren auch damals nicht alle Staaten hellauf begeistert von dieser Idee, sodass es auch heute noch Länder gibt, in denen andere Sprachen gesprochen werden als Spanisch oder Portugiesisch.


Die folgende Woche war dann in erster Linie von meiner Erkältung geprägt. Dennoch besuchte ich den Sprachkurs und am Freitag die zugehörige Abschlussklausur. Nach dem Ergebnis habe ich mich bisher noch nicht erkundigt, aber mir kam zu Ohren, es haben alle bestanden.


Dann begann am Montag, dem 29. September, auch schon die Uni, doch darüber werde ich morgen berichten.

Tafelwein

Table wine

Wer das mit dem Olivenöl schon schlimm fand, schaut besser weg.